31.5.07

Fußball

Ich habe heute mal wieder ein paar Runden EA Sports UEFA Champions League 2006/07 gezockt. Die größte Achillesferse solcher Programme ist ja traditionell der Kommentar, der ja lediglich dazu da ist die größtmögliche Illusion einer Fernsehübertragung zu schaffen. Die Idee einer Fußballsimulation im First Person Modus scheitert wohl an der Spielbarkeit. Jedenfalls fiel mir auf dass diese Kommentarskripte von tatsächlichen TV-Sportjournalisten hochgeliebt sein müssten - zeigen sie doch, dass ihre Arbeit der von Computern immerhin noch überlegen ist. Nicht nur dass sie ihre Phrasen wenigstens unterschiedlich betonen und ab und zu sogar etwas neues erzählen, ihre Stilblüten sind um einiges einfallsreicher und weniger ärgerlich als die der CPU-Konkurrenz; was mir Tom Bayer mit "Sah zwar auf der einen Seite gar nicht so gut aus, war aber letztlich nicht gefährlich genug" sagen will ist mir schleierhaft, schlimm genug dass er diesen Satz in jedem Spiel sagt und tatsächlich auch jedes Tackling entweder in die Welt- oder die Kreisklasse bewertet.

Abgesehen davon ist UCL0607 ein ziemlich okayes Spiel; die Zeiten, in denen man mit einer FIFA-Ausgabe alle Wettbewerbe spielen konnte sind offenbar grundsätzlich vorbei.
Es grüßt: Der Mann der mit Arsenal gegen Gladbach verloren hat.

30.5.07

+++Eilmeldung+++

Dass Acquiesce von Oasis einer der verdammt nochmal größten Songs aller Zeiten ist muss an dieser Stelle nochmal betont werden.

Hüllenfallenlasser

Ich habe mich gerade an einen Remix der aktuellen Fanta4-Single gewagt, ein Unternehmen das durch meine relative Unfähigkeit zu elektronischer Musik zum Scheitern verurteilt war. Was mir aber sofort auffiel: Wenn man die ach so professionell gestalteten Nummer 1-Produktionen auseinanderdividiert in Spuren anhört, merkt man: Puh, das sind Menschen. Smudo atmet zwischen seinen Zeilen. And Y hat unsaubere Cuts in seinen Samples. Thomas D ist generell ziemlich verzichtbar. Abgesehen davon finde ich den Song gar nicht übel, das Video ist sogar schlichtweg großartig.

Abgesehen davon wollte ich heute mal wieder Songs aufnehmen und habe es mal wieder nicht geschafft, quasi mein Leitmotiv seit Jahren; Das Netzalbum Wenn, dann hatte ich schonmal für November 2004 angekündigt, da waren auch alle Songs schon fertig. Aber ich bin nie zufrieden, was sicher hauptsächlich damit zu tun hat was für ein lausiger Sänger ich bin. Woran das liegt habe ich bis heute nicht recht verstanden, daran ändern kann ich noch weniger. Die Songs jedenfalls gefallen mir, auch wenn ich das nicht so gerne schreibe weil ich befürchte dass es arrogant klingt. Aber der "Titelsong" des nicht existierenden Albums ist mir einfach rundherum gelungen. Vielleicht schaffe ich es morgen. Und sonst nehme ich mir halt die E-Gitarre und den Verstärker und kloppe solange darauf rum bis rauskommt, was seit Monaten in meinem Kopf rumspukt.

26.5.07

Familiengeschichte

Mein Opa wurde 1917 in der Nähe von Aachen geboren. Er war das uneheliche Kind einer jungen katholischen Frau aus dem Ort und eines Soldaten, der von dort auf der Durchreise nach Verdun war, sein Name ist nicht bekannt. Nachvollziehbarer Weise konnte die Frau das Kind nicht behalten und gab es in ein Kloster, dessen Nonnen sich um solche Fälle kümmerte. Dass dieser Junge ein ausgeprägtes musikalisches Talent und Interesse hatte, sollte sich bald als Glücksfall herausstellen; Eine der Nonnen hatte einen Bruder, dessen Ehe bis dahin kinderlos geblieben war und der ebenso musikalisch war. So wurde der vierjährige Joseph adoptiert und zog in einen Haushalt, in dem der Vater seine Frau, seine Mutter und zwei seiner unverheirateten Schwestern ernähren musste. Trotz der relativen Armut der Familie konnte mein Opa einen normalen Schulabschluss erreichen, war sich aber nicht sicher was nun anzustellen war. Irgendwann, kurz vor Ende seiner Schulzeit, beschloss er das Geigenspiel zu lernen, ging ein Jahr lang Tag für Tag in Bibliotheken um dort Harmonielehre und Musiktheorie zu lernen; trotz seines vorherigen totalen musikalischen Laiendaseins wurde er auf Anhieb zum Musikstudium an der Essener Folkwangschule aufgenommen.
Von dort an verschwimmt mein Bild zunächst etwas; die nächsten Informationen die spärlich aus meiner Familie fließen, besagen dass er 1934 in Anwesenheit meiner Oma in einem Hotel seine leibliche Mutter traf, eine Begegnung, die offenbar sehr kühl verlief. Er war vor Kriegsbeginn in der Sturmschar des katholischen Jungmännervereins aktik, was martialischer klingt als es ist, er wurde sogar im Dritten Reich verurteilt, weil er bei einer katholischen Jugendfahrt mit den Jugendlichen ein Zelt aufbaute, dessen Aufstellung allein der Hitlerjugend vorbehalten war (ein Widerstandskämpfer war er aber dennoch nicht). Mein Opa kämpfte über die gesamte Zeit des Weltkriegs in der Wehrmacht, hauptsächlich in Russland. Dort wäre er beinahe ums Leben gekommen, als er an Malaria erkrankte und beim hektischen Rückzug zurückgelassen wurde; ein Freund trug ihn doch noch in den abfahrbereiten Zug. Zum Ende des Krieges geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er mir einmal die Anekdote erzählte, wie sie damals Nahrung erhielten: Über eine Rampe wurden rohe Kartoffeln zu ihnen hinuntergerollt, jeder bekam eine. Als Kind erschien mir das wie ein Spiel, heute vermag ich mir ein solches Elend nicht vorzustellen.
Nach dem Krieg wurde mein Opa im Zuge der Entnazifizierung Religionslehrer an einer Berufsschule und bekam mit meiner Oma vier Kinder, als drittes Kind kam 1952 meine Mutter auf die Welt. In dieser Zeit engagierte sich mein Opa schon in linken katholischen Laienorganisationen und gab katholische Gewerkschaftszeitungen heraus. Er war Mitbegründer des "Essener Kreises" und wurde später dessen spiritus rector. Aus der Zeit der 50er Jahre stammen auch einige Fotos von Wahlkampftouren Konrad Adenauers auf denen mein Opa im Hintergrund steht; so ganz einordnen kann ich die nicht, immerhin strebte Adenauer nach der Neugründung der Bundeswehr die mein Opa mit allen friedlichen Mitteln zu verhindern suchte.
In den 80er Jahren erblindete mein Opa zusehends, ich erinnere mich noch an einige Treffen bei denen ich mich direkt vor ihn stellen musste damit er noch schemenhaft erkenne wie ich gewachsen bin. Oft erzählte er uns Geschichten, ebenso oft saß er mit im Kinderzimmer wenn meine Eltern uns Geschichten von Michel aus Lönneberga vorlasen.
Ich glaube ich kenne keinen Menschen den ich mehr bewundere als meinen Opa. Politisch engagiert, sich nie für einen klugen Gedanken zu schade, mit einer unglaublichen Gabe für das Schreiben von Liedern (die Noten seiner Vertonungen verschiedener Gedichte füllen Ordner im Regal meiner Mutter) und mit einer enormen Kraft trotz der Bürde, die ihm das Alter auferlegte. 2004 ist mein Opa mit 87 Jahren gestorben, selten habe ich mich so schrecklich gefühlt wie an diesem Tag. Bis kurz vor seinem Tod verbrachte er mehrere Stunden täglich damit, sein theologisches Lebenswerk in Buchform zu bringen, dazu sprach er Satz für Satz auf Kassette. Ich habe einmal versucht, diese Kassetten abzutippen, es war mir akustisch unmöglich und überstieg meine geistigen Kapazitäten um Lichtjahre. Beeindruckt bin ich davon bis heute.

Warum ich das schreibe? Genau weiß ich das nicht, aber irgendwie musste es mal raus. Vielleicht ist es auch nur mein kleiner Startschuss, mich diesem Thema einmal wirklich zu widmen; der Nachlass meines Opas ist komplett erhalten und wird von meiner Oma übersorgfältig gehütet. Und die Vorstellung, dass dieser Mann vergessen werden könnte macht mich höchst unzufrieden. Zum Schluss noch ein Zitat, das er 1980 in einem WDR-Interview äußerte:

"Wir waren uns im klaren darüber, dass wir diesen Krieg nicht gewinnen durften. Wir standen also zusätzlich in der Schizophrenie, für einen Sieg kämpfen zu sollen und zu wollen und zu müssen, den wir um Gottes Willen nicht haben wollten, denn wir waren uns ziemlich im klaren darüber, was mit uns qua Kirche und qua Christentum geschehen würde, wenn der NS tatsächlich siegen würde... Wir kämpften in einem Krieg mit, den wir für unrecht hielten, und wir kämpften für einen Sieg, den wir unter keinen Umständen wollten, und wir verrechneten das gesamte als Schicksal. Schlußbemerkung dazu: So prägnant, wie ich das jetzt gesagt habe, hätte ich das damals vermutlich nicht sagen können - das ändert aber nichts daran, dass ich genau das gewußt habe, und dass das mein Bewusstseinsstand von damals war."

Johannes Elias Alder

Johannes Elias Alder, nach dem dieser Blog benannt ist, ist die Hauptfigur des Buches Schlafes Bruder. In diesem Buch geht es, arg grob gesagt, um einen in einem Alpeninzestdorf aufgewachsenen Jungen, der ein absolutes Gehör besitzt und seine unerwiderte Liebe. Das Buch ist großartig und sollte von jedem gelesen werden; Wer es schneller mag, kann auch gerne den Film sehen, er steht dem Buch bis auf Ben Becker in wenig nach.

25.5.07

Kompilieren

Das mit den Samplern ist ja so was für sich. Früher habe ich mich an diese bescheuerten Pseudo-High-Fidelity-Gesetze gehalten, also nur ein Song pro Band, gute Übergänge etc pp. Ist mir mittlerweile egal, Hauptsache es reiht sich Hit an Hit. Der missionarische Eifer ist ja noch der selbe, da kann ich nicht mit Spätzündern kommen. Aber derzeit offenbart sich eine enorme Schwäche: Da meine Schwester (notwendigerweise, irgendwas sollte ja mal U2 verdrängen) von mir bei jedem unserer Treffen einen Sampler bekommt und ich gar nicht mehr so viel neue Musik höre, wiederholen sich meine Inhalte. Temporär kann man das lösen indem man ihr letzte Woche einfach seinen Best of 2006-Sampler mitgibt, dauerhaft funktioniert das aber auch nicht. Und jetzt sitze ich an einem Sampler für Anne, die morgen für eine Woche zu ihren Eltern fährt, und mir fallen keinerlei Lieder ein die drauf sollen. Naja, 9 sind es geworden, 32 Minuten. Aber etwas wenig für eine Zugfahrt die fünf mal so lang dauert. Aber was soll man machen. Außer morgen viel Bier trinken.

24.5.07

Dear Mrs. Pink

Come take a walk with me.
- Okay.

How do you sleep while the rest of us cry?
- Wann genau weinen wir? Wenn wir die Party started kriegen oder wenn wir Trouble machen?

Let me tell you 'bout hard work
- Jetzt wirst du albern, Pink. Du magst mal, bevor du mit irgendeinem Musikbizmenschen geschlafen hast (Puh) gekellnert haben, aber.

Es gibt kaum etwas was mich so ankotzt wie sozial engagierte, äh, Künstler wie Pink derzeit. Leute, die auf den schon langsam wieder ausrollenden Zug aufspringen, dabei ihre sämtlichen Trademarks über Bord werfen und dann auch noch Airplay für diesen Scheiß bekommen.

Dann doch lieber:

Das gute Leben

Meine Güte, ist das lange her. Oktober 2005 gab es hier den letzten Eintrag. Bevor ich also weitergehe, mal ein kurzes Update was mich angeht:

Oktober 2005: Geographiestudium abgebrochen
Mai 2006: Abgestiegen
Oktober 2006: Studium der Geschichts- und Musikwissenschaften in Bonn begonnen, Bachelor
Februar 2007: Innerhalb Bonns umgezogen
Mai 2007: Nicht wieder aufgestiegen

Dazwischen: Fotografieren gelernt, keinerlei musikalische Fortschritte, dafür eine Kurzgeschichte geschrieben.

Wieso also jetzt plötzlich wieder anfangen? Jan hat mir den Link zu seinem Blog geschickt und ich habe mich gefreut, von ihm zu lesen. Zum einen, weil er das ziemlich gut kann, auch wenn es ein so oft geschmähter Privat-Blog ist - kann ja nicht jeder die Bild-Zeitung anzünden, einen Supermarkt besitzen oder vom Fenster aus Hauptstadtflüsse sehen. Und so guckte ich mal wieder auf meinen Blog, dessen Bookmark ich nach Systemneuaufsetzung schlicht vergessen hatte. Und ich sah Beiträge die ich so heute nicht mehr schreiben würde, Beiträge die mich schmunzeln machten und den Beitrag über Bommel, der mir die Kehle zuschnürte, weil er mir immer noch so sehr fehlt. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, damit wieder anfangen zu müssen. Ich freue mich über Leser, und ich freue mich in Zukunft diese Zeitkapsel für mich wieder zu öffnen. Und besser als Jan kann man es glaube ich nicht ausdrücken, wenn man sagt dass dieser Web 2.0 Kram wieder mein Web 2.0 Kram geworden ist. Wir sehen uns.